Mittwoch, April 18, 2007

Leben

Wenn man nachts durch die Straßen zieht und sich an früher erinnert, ist das schon merkwürdig.
Alte Gedanken kommen zurück, die Zweifel, ob die Entscheidungen, die man getroffen, die richtigen waren und vor allem, was hab ich damals vom Leben erwartet.
Ich hab früh den Glauben an den Prinzen auf seinem weißen Ross verloren, denn Märchen gehören immer noch in Hollywoodstreifen und nicht in meine Welt.
Schon damals war das eigentliche Glück immer den anderen bestimmt und mein Lieblingsplatz, etliche Meter über den Boden auf einem Hochhaus und der Blick in die Ferne und ne Flasche Rotwein haben die meisten dunklen Gefühle betäubt.
Es bleibt bis heute die Frage, wie die Welt sich wohl gefühlt hätte, wenn ich damals das getan hätte, was ich eigentlich vor hatte. Und die faire Chance, die jeder verdient hat, hätt ich auch gerne gehabt. Aber was nicht ist, ist nunmal nicht.
Komsich, wenn die alten Gedanken wieder da sind. Ich bin älter geworden, aber die Gedanken bleiben die selben, wenn auch leicht meiner Lebenssituation angepasst.
Leben heißt für mich bis heute kämpfen. Kämpfe, die ich jeden Tag überstehen muss und die Kraft brauchen. Bloß wozu das alles?
Macht nicht die Entscheidung von früher viel mehr Sinn?
Wäre sie nicht heute auch noch eine gute Entscheidung?
Ich habe damals den Entschluss gefasst, nicht zu gehen, weil cih die Menschen die mich so quälen, mit meiner Anwesenheit nötigen will, zu erkennen, was sie da tun und die Welt so ein kleines bißchen besser zu machen.
*Lacht* ja, da spricht wieder die Idealistin, die Träumerin von einer besseren Welt, die es hier aber nicht geben wird.
Wer weiß, was die Zeit noch bringt.

"Ein kalter Schauer jagt
mir durch die Haut
aus dem Gedächtnis nie gelöscht.

Warum in jener Nacht
was hast du nur gedacht
was hat die Zweifel weggewischt?
Die Tiefe Traurigkeit in dir
dafür fehlte das Gespür
hab ich ganz anders als dein Lächeln
im Trubel übersehn.

"Drachen sollen fliegen" war dein Lieblingslied
und in jener Nacht hast du es wahr gemacht
und bist losgeflogen
ganz ohne Flügel aus dem 13. Stock.

Du hast dein Ende selbst gewählt
hast dich mit leben so gequält
doch war das fair? War das nicht feige?
Du gibst keinem mehr 'ne Chance.

Erst wenn dein letzter Vorhang fällt
erst dann verliert die Welt
den Mut für dich, ich wünsch' dir trotzdem
alles Gute, da, wo du jetzt bist.

Du warst für jeden Pfeil
schutzloses Ziel
für diese Welt zu viel Gefühl.

Was war der letzte Tritt
zum allerletzten Schritt
hat dich der Todesrausch verführt?

Daß du die Antwort schuldig bleibst
und so die Trauer nie vertreibst
ist rücksichtslos und tut genau den Falschen,
die dich brauchten, weh.

Zu spät, um dir zu zeigen, was du hier versäumst
wie man hofft und träumt, kannst du dir denn
verzeihn, ich wollte
keine Drachen fallen, sondern steigen sehn.

Du hast dein Ende selbst gewählt
hast dich mit leben so gequält
doch war das fair? War das nicht feige?
Du gibst keinem mehr 'ne Chance.

Erst wenn dein letzter Vorhang fällt
erst dann verliert die Welt
den Mut für dich, ich wünsch' dir trotzdem
alles Gute, da, wo du jetzt bist.

Ich wünsch' dir
noch ein Leben
noch ein Leben
noch ein Leben mit einer fairen Chance.

Ich wünsch' dir
noch ein Leben
noch ein Leben
noch ein Leben
doch du hast nur eine Chance."

(PUR)

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